Virtuelle Realität hält auch in Medizin, Gesundheitswesen und Pharmabranche zunehmend Einzug. Mit dem Aufkommen erschwinglicher und nutzerfreundlicher Virtual Reality (VR)-Brillen ergeben sich neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Therapien in den verschiedensten Bereichen – von Schmerztherapie bis Demenztherapie. Die Brillen sind dabei nur das Mittel zum Zweck. Die eigentlichen Schätze verbergen sich in den Anwendungen, die sich damit umsetzen lassen.
Das Besondere an Virtual Reality ist die Möglichkeit, den Nutzer in einer kontrollierten, heimischen oder klinischen Umgebung in jede Art von Szenerie und Dramaturgie hinein versetzen zu können. Dies macht man sich schon heute in der Therapie zunutze – unter anderem zur Behandlung von Demenzpatienten.
Virtuelle Realität muss den User nicht zwangsläufig in phantastische Welten entführen. Auch Aufnahmen beziehungsweise Simulationen historischer Ereignisse oder bestimmter, real existierender Orte oder Personen sind möglich – und bilden die Basis der VR-unterstützten Demenztherapie. Damit lässt sich die Welt für all jene Patienten deutlich größer und erlebnisreicher gestalten, die aufgrund körperlicher und geistiger Beeinträchtigungen nicht mehr selbst nach draußen können. Zum anderen lassen sich mit VR gezielt positive Erinnerungen ansprechen. Beides dient dazu, mit Hilfe individuell passender geistiger Stimulation die Therapie zu unterstützen. Ebenfalls auf geistige Bewegung und Anregung ausgerichtet sind VR-Spiele, die den Patienten einiger Pflegeheime schon heute zur Verfügung stehen. Aufmerksamkeit und Beweglichkeit lassen sich damit auf besonders innovative Weise trainieren.
Nicht nur in der Medizin, auch in der Pharmabranche gibt es bereits erste Ansätze, Virtual Reality einzusetzen. Dazu zählt beispielsweise die VR-Anwendung „Happy Place“, die für die Apothekenkette Apotek Hjärtat in Schweden entwickelt wurde. Dabei soll mittels virtueller Erlebnisse die Wirkung der Schmerztherapie bei den Nutzern verbessert werden. Ähnliche Ansätze verfolgen auch Wissenschaftler der Universität von Washington: Sie schicken Patienten mit Brandwunden mit Hilfe der Technologie in eine virtuelle Welt voller Eis und Schnee, um die Schmerz-Empfindung zu reduzieren. Ein anderes Beispiel ist ITSY – eine App, die Patienten bei der Therapie von Phobien unterstützt. Besonders die zur Behandlung von Ängsten und Zwangsstörungen eingesetzte Expositionstherapie lässt sich damit in einem äußerst kontrollierten, patientenfreundlichen Rahmen umsetzen.
Herzstück der Bemühungen, VR zur Unterstützung medikamentenbasierter Therapie zu nutzen, ist die Implementierung individueller Patientendaten. Zu diesen Daten gehören Testergebnisse, der Input von Monitoring-Geräten wie Blutdruckmesser, Blutzuckermessgeräten und Ähnlichem, die durch Fitness-Armbänder und weitere sogenannte „Wearables“ gesammelten Informationen, konkrete Angaben zur Ernährung sowie Körperdaten und deren Entwicklung.
Virtuelle Erlebnisse können jedoch nicht nur bei therapeutischen Maßnahmen hilfreich sein. Auch für die Aus- und Weiterbildungen in der Gesundheitsbranche sind Anwendungen denkbar. So könnten sich mit Hilfe von auf Virtual Reality basierenden Anwendungen zum Beispiel Rollenspiele gestalten lassen, um die besonders realitätsnahe Schulung von Vertriebsmitarbeitern zu unterstützen.
Generell bietet VR für die Medizin- und Gesundheitsbranche also viele potenzielle Einsatzfelder und zahlreiche therapeutische Vorteile. In diesem Sinne darf man sicher in naher Zukunft das verstärkte Auftauchen virtueller Realitäten in allen Healthcare-Bereichen erwarten.
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