Dabei können virtuelle Spiele viel mehr als nur Ablenkung und Unterhaltung liefern. Sie helfen auch, Diagnosen zu erstellen, weshalb immer mehr Akteure des Gesundheitswesens auf das Spielerische setzen – von Pflegeheimen über Kliniken bis hin zu neurowissenschaftlichen Instituten.
Computerspiele sind heute zu allen denkbaren Themen zu haben und auf allen Plattformen zu Hause. Ob mobil auf Tablet oder Smartphone, stationär am PC oder auf Konsolen: In kaum einem Umfeld muss man heute auf die Möglichkeit zum Zocken verzichten. Das macht den Einsatz der Spiele auch in der Healthcare-Branche einfach. Ein Pflegeheim lässt sich leicht mit Konsolen ausstatten, die an TV-Geräte angeschlossen werden, und auch Tablets für mobile Anwendungen kosten keine Unsummen. Ob Kinderstation oder Onkologie: Mobile Geräte sorgen in vielen medizinischen Einrichtungen für spielerische Abwechslung.
Neben Ablenkung und Zerstreuung geht es auch um die Schulung geistiger oder motorischer Fähigkeiten und damit um gezielte Gesundheitsförderung. Knifflige Rätsel auf dem Touchpad oder E-Sport-Anwendungen sorgen für geistiges und körperliches Training.
Zum Beispiel testet man seit einigen Monaten die eigens für Senioren in Pflegeheimen entwickelte digitale Spielesammlung „Memore-Box“, die ein Hamburger Start-up entwickelt hat. Dabei werden über eine Kamera die Bewegungen der Nutzer aufgenommen und ins Spiel übertragen. Sportspiele wie Tischtennis, Kegeln oder Tanzen bringen Schwung in den Alltag – und die Anwendungen steigern laut ersten Ergebnissen der Pilotphase die motorische Sicherheit und die geistige Leistungsfähigkeit der Pflegeheimbewohner.
Spielerische Anwendungen können sogar zum Einsatz kommen, um Krankheiten wie Alzheimer zu diagnostizieren. Das zeigt eine spanische Pilotstudie. Unter dem Titel „Panoramix“ wurden sechs PC-Spiele eingesetzt, die helfen, auf spielerische Weise Früherkennungsmarker wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Verhaltenskontrolle und Gnosis (Fähigkeit zur Interpretation und Einordnung von Informationen) zu überprüfen. Die Studie zeigt, dass die Spiele als diagnostisches Hilfsmittel herkömmlichen Testverfahren deutlich überlegen sind und in der Früherkennung von Alzheimer eine wichtige Rolle spielen können.
Auch therapeutische Einsatzfelder werden zunehmend erschlossen. So bietet beispielsweise das Videospiel „Project: Evo“ einen Ansatz zur gezielten Behandlung von ADHS-Patienten mittels Gaming. Beim Spielen wird die neurologische Reaktion des Patienten erfasst und der Spielablauf dynamisch angepasst. Das Spiel greift damit die sogenannte Neurofeedback-Therapie bei ADHS gezielt auf.
Als therapeutische Werkzeuge dienen auch die von der Firma Amblyotech entwickelten Games, die Menschen mit der Augenkrankheit Amblyopie helfen sollen. Damit können Patienten gezielt ihre Sehschärfe trainieren.
E-Sport-Anwendungen und digitale Games aller Art können die Gesundheit fördern und eröffnen interessante neue Wege in Therapie und Diagnostik.
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