Es dürfte kaum überraschen, dass die Behandlungserfolge umso größer sind, je höher die Bereitschaft zu dieser aktiven Mitwirkung ist. Mit den Mitteln der Telemedizin kann diese Bereitschaft optimiert werden – zum Wohle der Patienten und zur Optimierung der Therapieverläufe.
Die Passivität der Patienten bei der Diagnostik und Behandlung ihrer Beschwerden sind oft auf mangelndes Fachwissen und eine gewisse Scham, über Krankheiten zu sprechen, zurückzuführen. Pharmaunternehmen, Krankenkassen, Ärzte oder Therapeuten können mit zielgruppengerechten Kanälen und einer zugeschnittenen Ansprache zu mehr Fachverständnis verhelfen.
Gesundheits-Apps können auf verständliche Weise relevante Informationen darbieten und den Patienten in die eigene Behandlung einbinden. Diese Apps helfen beispielsweise, Patienten an regelmäßig einzunehmende Medikamente zu erinnern. Durch die Auswertung medizinischer Werte, liefern Gesundheits-Apps eine Orientierung über den eigenen Gesundheitszustand. Auch webbasierte Coachings durch medizinisches Fachpersonal werden immer beliebter. Dadurch nehmen Patienten sich selbst zunehmend als aktiven Part in der Therapie wahr – ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor.
Die neuen Informationskanäle helfen auch, die Scham vieler Patienten in Hinblick auf bestimmte Krankheiten zu überwinden. Eine Gesundheits-App, die Betroffenen zum Beispiel konkrete Informationen zu Themen wie Pilzinfektionen bietet, kann ganz intim und gewissermaßen anonym auf dem eigenen Smartphone konsultiert werden. Dadurch werden Hemmschwellen abgebaut, Patienten besser informiert – und die Compliance steigt.
Es ist also kaum ein Wunder, dass Gesundheits-Apps bei den Patienten immer beliebter werden. Weit mehr als 100.000 solcher Anwendungen stehen bereits zur Verfügung – von allgemeinen Info-Apps bis hin zu Anwendungen für die individuelle Behandlungsplanung und -begleitung bei spezifischen Krankheitsbildern. Auch die stetig wachsende Popularität von Fitness-Armbändern trägt zur Akzeptanz medizinischer Apps bei. Denn die Überwachung der eigenen Körperwerte steht hoch im Kurs – selbst bei gesunden Menschen. Dass diese digital-affinen Nutzer auch im Krankheitsfall eine hohe Bereitschaft zum Einsatz unterstützender Smartphone-Apps und digitaler Messgeräte haben, ist ein naheliegend.
2016 stellte die Bertelsmann Stiftung in einer Untersuchung fest, dass die Potenziale der Apps hinsichtlich Patienten-Compliance für alle Akteure in der Healthcare-Branche enorm sind. Die wichtigsten Erkenntnisse: Healthcare-Apps stärken die Gesundheitskompetenz der Nutzer, erlauben in Kombination mit Geräten wie Messgeräten für den Blutzuckerspiegel, Pulsmessern und Ähnlichem die ständige Überwachung relevanter Patientenwerte und unterstützen den Therapieerfolg. Zudem können sie wertvollen Input für die langfristige Patientendokumentation bieten – besonders mit Blick auf elektronische Patientenakten.
Eine eindrucksvolle Bestätigung für den Zusammenhang von Patienten-Compliance und Telemedizin liefert auch die „Fontane“-Studie der Berliner Charité. Dabei wurden Patienten mit von ihnen selbst zu bedienenden Messgeräten wie Elektrokardiogramm und Blutdruckmessgerät ausgestattet. Die täglich aktiv vom Patienten erhobenen Werte wurden durch die Ärzte in der Studie permanent überwacht. Die Compliance-Rate war sehr hoch: 97 Prozent der Teilnehmer schickten an immerhin 70 Prozent der Messtage ihre Daten durch.
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